Beim Anblick des Morgenrots ist mein erster Gedanke: "Alles wird gut." Das sagt Lucas zu Nike am Ende von "INS BLAUE".
Am späten Abend bringe ich Tatjana Jakob, der Sound-Designerin, die DV-PAL files und Musik-OMPF's für "INS BLAUE" in ihr Studio.

Sie erzählt mir von den Abenteuern, die sie gestern bis spät in die Nacht erlebt hat. Ihr wurde das Portemonnaie geklaut und hat das erst beim Taxifahren bemerkt.

Morgens um acht Uhr habe ich angefangen, die Drehbuchdialoge mit den real von den Schauspielern im Film gesprochenen Dialogen zu ergänzen und zu verändern. Sieben Stunden später bin ich damit fertig geworden. Der ganze Film ist dabei nochmal vor mir abgelaufen, denn ich hatte ja Bild und Ton auf dem zweiten Monitor, sogar in HD.
Obwohl ich mir sehr gut vorstellen kann, wie ich bei Publikum und Presse - oder auch von kritischen Freunden - für diesen Film fertig gemacht werden kann, bin ich mir absolut sicher, dass es einer meiner besten Filme geworden ist.Vielleicht sogar der Allerbeste.
Es wäre eine gute Gelegenheit, mit dem Filmemachen aufzuhören. Nur, wovon soll ich in Zukunft leben? Außerdem würde ich dann vermutlich in kürzester Zeit todkrank werden und sterben. Ich muss mich zwingen, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Eine Einladung zur Berlinale würde mir da sehr viel helfen. Aber die ist bis jetzt nicht in Sicht.

Meine Tochter Joya hat heute den ersten Drehtag für ihren vierten Kurzfilm. Sie schickt mir eine SMS "Es läuft super." Ich habe den ersten Mischtag meines achtundzwanzigsten Spielilms und es läuft zunächst leider nicht so wie geplant. Der Computer im Tonstudio kann unsere Filmdateien nicht öffnen. Wir brauchen fast zwei Stunden bis ein zweiter Computer im Studio das kann.

Wir warten. Ganz hinten Tatjana Jacob, die vier Tage und vier Nächte durchgemacht hat, um das Sounddesign rechtzeitig für die Mischung fertig zu kriegen, und neben ihr Beatrice Babin. Davor unser Mischtonmeister Robby Jäger.

Wir schaffen trotz allem immerhin zwei Akte. Ich laufe immer wieder herum wie ein Tiger im Zoo, der eine Woche lang nichts zu fressen gekriegt hat. Zwischendurch kriege ich eine Nachricht von der Berlinale, dass sie "INS BLAUE" sehen wollen.

Im Zweitausendeinsladen kaufe ich mir die "ROTE SONNE"-DVD, von der ich keine Belegexemplare bekommen hatte.



Die Verkäuferin verpackt sie in eine Plastiktüte, auf der ganz links ein Foto von Uschi Obermaier aus "DETEKTIVE" ist.



Um 18 Uhr ist endlich die HD-CAM für die Berlinale fertig, aber deren Büro ist leider schon zu. Ich kann sie erst wieder am Montagmorgen abgeben. In dieser kleinen Kassette steckt ein Jahr Arbeit von ca. 25 Leuten und darin verborgen sind fast ebenso viele Hoffnungen und Erwartungen.

Aus Österreich bekomme ich einen LINK zu einer Filmproduktion mit einer ähnlichen Geschichte wie die von "INS BLAUE".
Auf dem Weg zum Einkaufen, finde ich diese 3 Hinweise an Hauswänden:

Draußen ist es grau und neblig. In mir sah es heute Morgen auch so aus.

Ursache war diese Email des Berlinalechefs Dieter Kosslick von gestern Abend:
"Lieber Rudolf, 
 zunächst einmal vielen Dank, dass Du uns Deinen neuen Film INS BLAUE zur Verfügung gestellt hast.  
Ich habe ihn mit meinem Kommittee gesehen und disktutiert, wir konnten uns jedoch leider nicht dazu entscheiden, ihn in unser offizielles Programm einzuladen.
Es tut mir sehr leid, Dich so kurz vor Weihnachten enttäuschen zu müssen, aber ich fand es richtiger, gleich Bescheid zu geben.
Ich hoffe sehr auf Dein Verständnis und darauf, dass Du weißt, dass wir uns die Entscheidungen hier nicht leicht machen.
Dir und dem Film alles Gute .  
Herzliche Grüße und schöne Feiertage,
Dein Dieter"

Auf einer französischen Website (LINK) erscheint eine schöne Kritik zu "DAS MIKROSKOP".

Und im Rückblick auf das Filmjahr 2011 schreibt Artechock (LINK) über "DAS ROTE ZIMMER": "Das Rudolf-Thomé-Meisterstück mit Mädchen, die einem Midlife-Crises-gebeuteltem Unternehmer zusetzen, sehr Jacques Rivette, sehr schön!"